Riesling Teil 2 - Geschichte

Riesling Teil 2 - Geschichte
Zu unserer “Drama Queen” Riesling (siehe Riesling Teil 1) gibt es so viel zu erzählen, dass wir den Inhalt glatt auf zwei Seiten aufteilen müssen. Heute sprechen wir über die Geschichte und das Altern bzw. Reifen. Um es gleich vorweg zu sagen: Jugend hat hier ausnahmsweise mal NICHT die Nase vorn! :-)

Seit wann gibt es eigentlich Riesling?

Der Name Riesling wurde das allererste Mal in einem Schreiben am 13. März 1435 erwähnt, und zwar was es … eine Rechnung! Klaus Klein Fisch (schöner Name) berechnete Graf Johann IV. von Katzenelnbogen (noch schöner!) diverse Rieslingreben, die für seine frisch gebaute Burg in Rüdesheim im Rheingau geplant waren. Ihr könnt euch den 13. März deshalb gleich als #rieslingbirthday in den Kalender eintragen!
Die Trauben des Riesling sind vergleichsweise klein, und auch die Frostfestigkeit und die lange Reifezeit weisen auf eine Verwandtschaft mit Wildreben hin. Diese Robustheit und Anpassungsfähigkeit an das nördliche (kontinental geprägte) Klima waren neben dem Geschmack sicherlich die ausschlaggebenden Gründe, warum die Landesherren im 17. und 18. Jahrhundert den Riesling von höchster Stelle aus empfohlen haben. Dazu gehörten u.a. auch die Kurfürsten der Pfalz (kluge Männer).
Und so begann der Siegesfeldzug des Rieslings. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war der Riesling dann sogar so beliebt, dass er international über französischem Rotwein stand, doch mit Beginn der Weltkriege brachen die Verkäufe ein. Der gute Ruf wurde erst in den letzten Jahrzehnten wieder aufgebaut. Heute ist Riesling nicht nur in Deutschland die beliebteste Weißweinsorte, sondern hat sich auch international wieder seinen Platz in den Ranglisten der Top-Weine zurückerobert.

Woher kommt der Name Riesling eigentlich?

Das ist nach wie vor ein Rätsel, doch Theorien gibt es zur Genüge: Manche sagen, es hat etwas mit Rusling (= dunkles Holz) zu tun, andere vermuten “reissende Säure” oder “verrieseln” als Basis. Im Badischen läuft der Riesling auch unter dem Namen “Klingelberger”, und einen “false friend” gibt es auch, den Welschriesling. Dieser stammt aus Österreich, Italien oder Slowenien und hat mit unserem Riesling nichts gemein. Wer es wissenschaftlich nachlese möchte, findet hier den Artikel des Namensforschers Prof. Dr. Jürgen Udolph zur Riesling-Etymologie.

Und wie alt sollte ein Riesling nun sein?

Die Antwort auf diese Frage ist einfach (da sind sich ausnahmsweise einmal alle Weinkritiker einig): Alt. So alt wie möglich. Tatsächlich ist die Lagerfähigkeit von Spitzenrieslingen nahezu unbegrenzt. Das liegt an der fruchtigen Säure, die sich über die Jahre weiterentwickelt und das Terroir, also den Charakter des Weines, verstärkt. Nicht umsonst sind die teuersten Weine der Welt gereifte, deutsche Rieslinge.
Aus diesem Grund werden unsere neuen Premium-Riesling-Jahrgänge immer erst ab Oktober des Folgejahres zum Verkauf frei gegeben. So liegen sie länger auf der Hefe und haben auch nach dem Abfüllen Zeit, ihre Geschmacksfacetten zu entfalten. Vielleicht habt Ihr es im letzten Newsletter bemerkt: In unseren Sonderpaketen war ganz neu der Jahrgang 2021 enthalten. Denn auf den Jahrgang 2022 müssen wir noch bis zum nächsten Herbst warten!

Hier gehts zu unsere (Wein-) Schatzkammer.

Seit wir (die “jungen Grafen” Peter & Jürgen) in das Weingut eingestiegen sind, haben wir eine ganz besondere Ecke in unserem Weingut angelegt: Unsere Schatzkammer. Hier haben wir von jedem Riesling-Jahrgang einige Flaschen zur Seite gelegt, um genau diese Effekte zu nutzen und unsere Weine im langjährigen Vergleich verkosten zu können. Schon nach kurzer Zeit wurde uns klar, dass unsere Premiumweine sehr viel Potenzial in der Reife haben - und abgesehen davon ist es ausgesprochen spannend, die unterschiedlichen Witterung in jedem Jahr buchstäblich herauszuschmecken. Hier ein kleiner Überblick der letzten Jahre:

2021

  • Frühjahr: Austrieb der Reben Ende März, saubere Rebblüte Anfang Juni mit optimaler Witterung.

  • Sommer: gemäßigtere Temperaturen (Jahresdurchschnitt Tag: 15,49°C) , kühlere Nächte (ø9,14°C), relativ viel Niederschlag (ca. 871 Liter Jahresmenge Regen).

  • Herbst: sonnenreich, kühle Nächte, kein Regen.

  • FAZIT: frische, kräftige Säure, spritzig und fein im Geschmack.

2020

  • Frühjahr: Austrieb der Reben Ende Februar, etwas verrieselte Rebblüte (heißt übrigens dass die Blüten nicht vollständig bestäubt werden) Mitte Mai.

  • Sommer: eher mediterranes Klima, heißere Tage (ø 17,06°C) & wärmere Nächte (ø 10,51°C) im Sommer, weniger Niederschlag (ca. 678 Liter Jahresmenge Regen).

  • Herbst: sommerliche Temperaturen, sonnenreich, warme Nächte, kein Regen.

  • FAZIT: weniger Säure als 2021 (2021 durchschnittlich 8,2 g/l; 2020 durchschnittlich 7,7 g/l), dafür aber etwas mehr Zucker und somit etwas kräftiger.

2019

  • Frühjahr: Austrieb der Reben Anfang März, etwas verrieselte Rebblüte (= weniger Träubchen pro Rebstock) Ende Mai.

  • Sommer: eher mediterranes Klima, heißere Tage (ø 16,97°C) jedoch kühle Nächte (ø 10,21°C), weniger Niederschlag (ca. 702 Liter Jahresmenge Regen).

  • Herbst: sommerliche Temperaturen, sonnenreich mit Tageweisem Regen, kühle Nächte.

  • FAZIT: Säure ähnlich wie 2020 (durchschnittlich 7,8 g/l), etwas mehr Zucker und somit ebenfalls kräftiger, betonte Fruchtaromen.

 


1 Kommentar


  • Karl-Heinz Hutzler

    Ich habe 25 Jahre in Spanien gelebt und bei all den wunderbaren “Tinto” den deutschen Riesling vermißt. In der Region Galicien gibt es eine gute Alternative – den Albarinho -. Angeblich soll das soviel wie der Weiße vom Rhein heißen!


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