Cabernet Blanc, ein 20-jähriger Krimi

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Cabernet Blanc: Eine einzigartige Entwicklung der jüngsten Zeit!

 Zwei Erzfeinde hat der Winzer: Oidium und Peronospora. Klingt wie Science Fiction, ist aber Mehltau. Dieser lässt die Reben verkümmern. Dagegen ist kein Kraut gewachsen … (so dachte man zumindest lange), und deshalb muss Pflanzenschutzmittel gespritzt - oder eben auf die Ernte verzichtet werden.

Ganz besonders schwierig ist es im biologischen Weinanbau, in dem bekanntermaßen keine kultivierten Pflanzenschutzmittel genutzt werden dürfen. Als Alternative wird deshalb Kupfer eingesetzt. Doch Kupfer ist ein Schwermetall, das auf lange Sicht zu einer hohen Bodenbelastung führen kann, da es nicht natürlich abgebaut wird. Die geringere Schutzwirkung der alternativen Bio-Mittel sorgt zudem dafür, dass die Traktoren häufiger als sonst durch den Weinberg fahren müssen. Die modernen Traktoren von heute sind jedoch meist doppelt so schwer wie ihre Vorgänger von vor 30 Jahren – und dadurch wird der Boden verdichtet, ja, ihm wird quasi die Luft abgeschnürt. Dann muss der Boden wieder maschinell aufgelockert werden, und dadurch entstehen andere Effekte … Kurz: Es ist vielschichtig und mit einer Pauschalantwort wird einfach zu kurz gesprungen.
Aus diesen Gründen wurde schon in den 80er Jahren heiß diskutiert, ob der biologische Anbau oder der konventionelle Weinanbau besser sei. 1982 wurde es dem Rebzüchter Valentin Blattner dann zu bunt: Er konnte die Meinungen beider Seiten nachvollziehen, und so beschloss er, einen Schritt früher anzusetzen und das Übel gewissermaßen an der Wurzel zu packen. Seine Vision war es, kurzerhand den Weinstock selbst widerstandsfähiger zu machen, sodass kein Pflanzenschutzmittel mehr ausgebracht werden muss. Mit diesem Ziel begann er seine Rebforschung.

Die Entwicklung des Cabernet Blanc

Für die Entwicklung dieser Piwi (Pilz-widerstandfähigen) Rebsorte tat er sich mit der Pfälzer Rebschule Freytag zusammen. Was so entspannt klingt, war in der Tat ein großes unternehmerisches Risiko. Denn leider ist das mit der Bürokratie so eine Sache. Das Weingesetz ist weltweit klar geregelt. Unter anderem definiert es akribisch genau, welche Rebsorten wo angepflanzt werden dürfen ... und die Zulassung für eine neue Rebsorte kostet satte 60.000€. Mit Pinzette und unendlicher Geduld ging er daran, zehntausende verschiedene Pflänzchen zu bearbeiten. So eine Rebsortenentwicklung kann gut und gern zwanzig bis dreißig Jahre dauern, das ist also nichts für Leute, die schnelle Ergebnisse sehen wollen.

Die erste Rebe des Cabernet Blanc wurde dann 1991 entwickelt. Die Entwicklung bis zur Marktfähigkeit dauerte dann mal eben bis 2003. Das Weingut Graf von Weyher war eines der drei ersten Weingüter weltweit, das die Sorte in diesem Jahr zu Versuchszwecken anbauen durfte. Für uns war das eine Ehre und gleichzeitig spannender als ein Krimi. Es war ein unglaubliches Gefühl, als wir die neuen Träubchen … damals noch ohne Namen, nur mit einer Nummer versehen … das erste Mal ernten konnten.

Der erste Verkauf

2008 durften wir den Cabernet Blanc das erste Mal verkaufen, damals noch mit dem Vermerk auf jeder Flasche, dass diese Rebsorte als Versuchsanbau deklariert ist. Seit 2012 ist der Cabernet Blanc in Deutschland regulär zugelassen … und erst seit 2018 weltweit. Eine lange und mühsame Entwicklung, würde jeder Uneingeweihte nun sagen, doch für Rebzüchter ist das eine rasante Produktentwicklung! Normalerweise dauert der Prozess bis zur ersten Zulassung an die dreißig Jahre.

Es hat sich gelohnt: Der Cabernet Blanc ist so resistent gegen den echten und falschen Mehltau (besagte Erzfeinde), dass 70% bis 90% weniger Pflanzenschutzmittel benötigt werden. Gleichzeitig hat er einen hervorragenden Geschmack. (Habt Ihr ihn schon probiert??) Man spürt den Sauvignon Blanc heraus, kombiniert mit einem gewissen südländischen Hauch … aber das solltet Ihr am besten selbst probieren und ihn gleich in unserem Online-Shop bestellen.

Der weltweite Siegeszug des Cabernet Blanc hat gerade erst begonnen, doch er ist jetzt schon vielfach ausgezeichnet worden.

preisgekrönt

Beim bundesweiten Wettbewerb der DLG hat unser Cabernet Blanc gezeigt, was er kann:

  • Goldener Preis extra 2021

  • Goldmedaille 2022

  • Pionier der Nachhaltigkeit 2020, 2022

Auch beim falstaff Wein Guide kam unser Piwi-Wein gut an und wurde mit 89+ Punkten bewertet.

zukunftsweisend

Heute gilt Valentin Blattner als einer der zukunftsträchtigsten Rebzüchter weltweit, doch er ruht sich auf seinen Lorbeeren nicht aus. Gemeinsam mit dem katalanischen Winzer José Marie vom Weingut Albert y Noya baut er auf über 20 Hektar weitere Piwi-Rebsorten an. Dabei beschränkt er sich nicht nur auf die Erforschung neuer Rebsorten. Parallel arbeitet er auch daran, bereits bestehende Sorten widerstandsfähiger zu machen.

Im September 2022 durfte Jürgen Graf das Weingut besuchen. Als er die Versuchsanlagen sah, war er begeistert, denn er hat den Unterschied mit eigenen Augen erkennen können: In zwei Weinbergen hat Valentin Blattner dieselbe Rebsorte (Grenache) nebeneinander angelegt: Einmal die piwi-Variante und einmal die herkömmliche Art. Keiner der Weinberge wurde mit irgendeinem Pflanzenschutzmittel bearbeitet, weder konventionell noch bio. Das Ergebnis war eindeutig! (siehe Foto).

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Der weltweite Erfolg

Beim ‘The Best Chef Award’ in Madrid (wir berichteten schon) haben Valentin Blattner, Jürgen Graf, Martin Buchholtz und José Marie Albet der Welten Gastronomie Szene die spannende Entwicklung des Cabernet Blanc vorgestellt. (Der gräfliche Auftritt beginnt in Minute 14:40).

Tipp: In den Video-Einstellungen kann der Untertitel aktiviert und sogar ins Deutsche übersetzt werden.

Hier geht's zum Cabernet blanc

 


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